Ein paar Informationen zur Insel

Die Ile du Levant ist einzigartig. Hier gründeten 1931 die Ärzte André und Gaston Durville die Siedlung Heliopolis. Die beiden waren entschiedene Vertreter des "Naturisme", also der französischen FKK-Bewegung, und die Ile du Levant wurde zu einer Insel der Nacktheit. Sie gehört zu den Iles d'Or (Goldinseln), auch Iles d'Hyères (Hyerische Inseln) genannt, an der westlichen Côte d'Azur, südlich von Le Lavandou bzw. südöstlich von Toulon in einer Entfernung von 16 Kilometern vor der Küste gelegen. Die Insel ist ein Felsen von acht Kilometern Länge und 1,2 Kilometern Breite. Der Hauptteil wird von der französischen Marine genutzt und ist für die Bewohner und Urlauber nicht zugänglich. Man erreicht die Ile du Levant mit dem Fährschiff von Hyères oder - in 35 Minuten - vom Badeort Le Lavandou aus.

Die Goldinseln haben eine interessante Siedlungsgeschichte, die bis in die ligurische und hellenische Zeit zurückreicht. Als dem Festland vorgelagerte Stützpunke waren sie stets für den Schutz der Küste von Bedeutung. Unter König Franz I. wurden sie dann gezielt besiedelt, - von Sträflingen, denen man dafür ihre Haftstrafe erließ. Allerdings boten die Inseln schlechte wirtschaftliche Voraussetzungen für die Siedler, und sie wandten sich der Piraterie zu, - ein frühes Beispiel für das Misslingen von Programmen zur Resozialisierung bzw. Regionalentwicklung.

Gleich nach den ersten Schritten im Hafen wird man mit den Bekleidungsregelungen durch eine Informationstafel vertraut gemacht. Auf der gesamten Insel ist Nacktheit zugelassen, allerdings mit Ausnahme der Hauptstraße vom Hafen zum Dorf sowie auf dem Dorfplatz. Hier ist mindestens ein Stringtanga obligatorisch, der hier "Minimum" genannt wird. Der Minimum wurde, so sagen die Bewohner, auf der Ile du Levant erfunden und bereits in den Gründungsjahren getragen. Die Vorschrift der Minimalbekleidung geht auf eine Absprache zwischen den Inselbewohnern und der französischen Verwaltung zurück, - immerhin handelt es sich um öffentliches Straßenland und nicht um eine private FKK-Anlage. An den Stränden ist allerdings Badebekleidung verboten, - wer hier ins Wasser steigt, muss es nackt tun.

Während unserer Aufenthalte auf der Insel haben wir bisher nur drei verschiedene Autos gesehen, - eines gehört einem Lieferanten von Gasflaschen, ein weiteres ist für den Transport diverser Waren in Gebrauch, und ein Kleinbus bringt Bewohner und Urlauber vom Hafen zu ihren Häusern oder zurück.

Das Leben der Bewohner der Ile du Levant ist nach wie vor stark vom Geist der naturistischen, der Lebensreformbewegung verpflichteten Gründergemeinde von Heliopolis geprägt. Es herrscht ein auffallend freundlicher Umgangston und man wird nahezu überall gegrüßt. Die Menschen machen einen sehr vitalen Eindruck, was sicherlich auch daran liegt, dass man hier beim Gehen aufgrund des bergigen Charakters der Insel ständig den Organismus trainiert. Wer nicht gut zu Fuß ist, sollte die Entscheidung, die Insel zu besuchen, lieber noch einmal überdenken.

Man sagt den Bewohnern der Insel eine gesunde Ernährung nach, - es gibt viele Vegetarier unter ihnen und der Konsum von Zigaretten und Alkohol ist geringer als im Landesdurchschnitt. Das Meeresklima mit seiner reinen, jodhaltigen Luft tut ein Übriges, - es entlastet die Atmungsorgane und stärkt durch seine Reizwirkung das Immunsystem. Zur Vitalität der Menschen passt der bauliche Charakter der Ortschaft, - Stromleitungen, Straßenlaternen oder Leuchtreklamen sucht man vergebens.

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